Votum zum Geschäftsbericht der evangelisch-reformierten Landeskirche 2018 vom 25.11.2019

Sehr geehrter Herr Ratspräsident, sehr geehrte Vertreter der Zürcher Landeskirchen, geschätzte Damen und Herren Kantonsräte,

erlauben Sie mir auch dieses Jahr als gläubiger Protestant und – mit meiner Firma – Zwangs-Kirchenbesteuerter einige Worte zum Jahresbericht meiner ehemaligen Kirche, der Evangelisch-Reformierten Kirche des Kantons Zürich, zu verlieren.

Ich schliesse dabei ausdrücklich die anderen Landes-Kirchen nicht in mein Votum ein!

Die Zürcher Bevölkerung ist im Berichtsjahr 2018 erneut kräftig gewachsen. Ende 2018 zählte der Kanton Zürich 1‘516’800 Einwohner. Damit hat die Bevölkerung im Laufe des vergangenen Jahres um 1.2 Prozent zugenommen.

Die evangelisch-reformierte Landeskirche dagegen hat 7510 Mitglieder verloren, 4949 durch Austritte, was fast 10% mehr Austritte gegenüber Vorjahr bedeutet.

Ende 2018 waren noch 28.03% der Bevölkerung Evangelisch-Reformiert (Ende 2017 waren es 28.9 Prozent).

Die evangelisch-reformierte Kirche in unserem Kanton entlässt weiter massenhaft Schäfchen und die Kirchenoberen halten unbeirrt am eingeschlagenen Kurs fest.

Hört man den Kandidaten für das Kirchenpflegepräsidium der grössten Kirchengemeinde im Kanton Zürich, der Stadtzürcher Kirchenpflege zu, so zeigt sich auch dort eine beängstigende Nonchalance.

Der Kirchenrat der reformierten Kirche des Kantons hat sich im Juni im Rahmen der Vernehmlassung zur Ehe für alle, für den Zugang zur gemeinschaftlichen Adoption von gleichgeschlechtlichen Paaren wie auch den Zugang von gleichgeschlechtlichen Frauenpaaren zur Samenspende ausgesprochen.

Und anfangs dieses Monats hat sich der Reformierte Kirchenbund der Schweiz für die Ehe für alle ausgesprochen.

Die gesellschaftspolitische Haltung  und das sture Festhalten der Zürcher Landeskirche, angeführt durch ihren Präsidenten, Herr Michel Müller, an tendenziell linksliberalen oder sozialistisch geprägten Standpunkten, war für eine sehr grosse Anzahl ehemaliger Kirchenmitglieder unerträglich und wird  auch für viele Noch-Mitglieder der Kirche immer unerträglicher. Auch sie haben genug vom einseitigen, provokativen und gesellschaftskritischen Kurs ihrer Angestellten und stehen kurz vor dem Austritt aus der Kirche.

Aufgrund der sich rapide ändernden Bevölkerungsstruktur (Stichworte: Überalterung, Zuwanderung und grösserer Geburtenzuwachs in Familien von zugewanderten Mitgliedern anderer Konfessionen) sowie des Bevölkerungs-wachstums (Stichwort Immigration – unser Land ist auch letztes Jahr wieder um fast 60’000 Einwohner gewachsen) wird sich der Teil der Bevölkerung, welcher Mitglied von derzeit staatlich anerkannte Landes-Kirchen sind, bald in der Bevölkerungsminderheit finden.

Ende 2018 gehörten nur noch 53.69% der Wohnbevölkerung des Kantons einer der drei christlichen Landeskirchen an. Nicht verwunderlich, denkt die Justizdirektorin unseres Kantons, Frau Jacqueline Fehr (SP), laut über ein Gesetz für Muslime nach.

Solange meine ehemalige und ihre Kirche, sehr geehrter Herr Müller, sich nicht endlich wieder auf die Vertretung der in unserer Verfassung verankerten Grundwerte konzentriert und wieder dem erfolgreichen Motto nachlebt, welches lautet „alle Kirchenmitglieder sind gleich“ und sich politischer Neutralität verpflichtet, wird die Anzahl der Menschen, die sich von der evangelisch-reformierten Kirche abwenden, prozentual noch weiter zunehmen und ergo die zweckgebundenen Kirchensteuergelder erodieren. Die soziale Bedeutungslosigkeit des evangelisch-reformierten Glaubens in unserem Kanton würde endgültig Tatsache und die Trennung von Kirche und Staat ist nicht mehr aufzuhalten. Einzige Ausnahme wäre wohl, wenn sich eine neue Mehrheit, bestehend aus der Gemeinschaft aller Muslime in unserem Kanton, gegen die Trennung von Religion und Staat entscheiden würde.