Üble Schlagseite

Artikel aus dem Zürcherbote 4. Dezember 2020

Grosse Teile der Kirchenorganisation der Evangelisch-Reformierten Landeskirche des Kantons Zürich und der Römisch-Katholischen Landeskirche im Kanton Zürich fahren einen links-aktivistischen, politischen Kurs. Christliche Hilfswerke und NGO (Nichtregierungsorganisationen) unterstützen sie dabei tatkräftig.

Die Zürcher Bevölkerung ist im Berichtsjahr 2019 erneut kräftig gewachsen, und zwar um 19 600 Personen respektive 1,3 Prozent, auf rund 1 536 400 Einwohner.
Die Evangelisch-Reformierte Landeskirche dagegen ist um 8603 Mitglieder (2/3 davon Austritte) oder 2,1 Prozent geschrumpft. Das sind rund 1800 Ex-Mitglieder mehr als im Vorjahr. Die Römisch-Katholische Landeskirche hat rund 5603 Mitglieder oder 1,46 Prozent verloren.
Bemerkenswert dazu ist ein Auszug aus dem Jahresbericht 2019 der Katholischen Kirche im Kanton Zürich: «Die vielen Austritte können nicht mehr – wie in früheren Jahren – mit Zuwanderungsgewinn kompensiert werden.»
Weil die beiden grossen Landeskirchen weiter dramatisch an gesellschaftlicher Bedeutung verlieren, müssen nun Gemeinden dauernd zusammengelegt werden.

Politische Einmischung als Eigentor

Und als ob dies nicht Krise genug wäre, spalten die Kirchengemeinden mit politischer Einmischung ihre Basis.
Der auf Ende dieses Jahres zurück-tretende ständige diplomatische Vertreter des Papstes in Bern, Nuntius Thomas Gulickson, machte eine bemerkenswerte Aussage: «Leider scheint es so, dass die ‹Institution Kirche› hier in der Schweiz ihre Sendung zum Heil der Seelen verraten hat.»
Und in einem kürzlich veröffentlichten Rundbrief stellte der Apostolische Nuntius auch ganz grundsätzliche Fragen zum Konzept «Volkskirche» in unserem Lande.
Wie Recht er hat, verlieren doch die beiden Landeskirchen immer mehr an Rückhalt in der Bevölkerung  – nicht verwunderlich bei ihrem politischen Agitieren, Stichwort «Unternehmensverantwortungsinitiative» und dem mit missionarischem Eifer zutage gelegten Einnehmen politischer und gesellschaftskritischer Positionen, dies alles unterstützt mit einer guten Porti-on an Kirchensteuergeldern. Dass der Kirchenratspräsident der Evangelisch-Reformierten Landeskirche des Kantons Zürich, Michel Müller, am vergangenen Montag im Kantonsrat Zahlungen aus Kirchensteuergeldern an NGO glatt negierte und von «Strukturgeldern» an kirchliche Hilfswerke sprach, verhöhnt die Realität.

In Zusammenhang mit der Unternehmensverantwortungsinitiative pro-testierten christliche Frauen aus der ganzen Schweiz offen gegen die Unterstützung von Abstimmungskampagnen durch die beiden grossen Landeskirchen. Ihr Tenor: «Es ist nicht der Auftrag der Kirche als Institution, aufwendige und teure politische Kampagnen zu organisieren, in welchen die einen Gläubigen gegen die anderen aus-gespielt werden!».


Besinnung auf Glaubensgemeinschaft
Kirchen sind keine politischen Parteien, sondern eine Gemeinschaft von Gläubigen. Und was gar nicht angeht, ist, die einen Gläubigen gegen andere auszuspielen …
Leider ist es aufgrund ihres Handelns Fünf nach Zwölf für die beiden grossen Landeskirchen und mit ihnen deshalb auch für die anderen anerkannten Religionsgemeinschaften in unserem Kanton:
Die beiden grossen christlichen Kirchenorganisationen sind gut beraten, Abstand von ihrem derzeitigen links-aktivistischen Kurs zu nehmen und wie-der dem in der Vergangenheit erfolgreichen Motto nachzuleben. Dieses lautet: «Alle Kirchenmitglieder sind gleich.» Verpflichten sich die Landeskirchen nicht wieder zu politischer Neutralität, sind (kantonale Volks- und Behörden-) Initiativen zur Trennung von Kirche und Staat absehbar.
Ein Zitat von Konfuzius bringt es auf den Punkt:
Wenn über das Grundsätzliche keine Einigkeit besteht, ist es sinnlos, miteinander Pläne zu machen.