SVP-Politiker fordert Verkauf von Spitalaktien
Meilen
Küsnacht Seine Wohngemeinde solle ihre Anteile am Spital Männedorf verkaufen, findet Kantonsrat Hans-Peter Amrein. Der Küsnachter Gemeinderat will aber vorerst nichts davon wissen.
Welche Rolle soll das Spital Männedorf für die Gemeinden am Zürichsee spielen? Diese Frage kam in jüngster Vergangenheit immer wieder auf, etwa als im Frühling bekannt wurde, dass das Universitätsspital Zürich eine Aktienminderheit am Regionalspital anstrebt. Aktionäre sind derzeit acht Gemeinden im Bezirk Meilen. Am meisten Anteile hält Stäfa mit 20,5 Prozent, gefolgt von Meilen (19,4 Prozent), Männedorf (14,7) und Küsnacht (11,2). Hombrechtikon, Herrliberg, Uetikon und Erlenbach besitzen jeweils weniger als 10 Prozent.
In Küsnacht ist nun die Frage auf den Tisch gekommen, wie es mit dieser Beteiligung weitergeht. SVP-Kantonsrat Hans-Peter Amrein (Forch) stellte kürzlich an der Gemeindeversammlung eine entsprechende Anfrage. Er wollte unter anderem wissen, ob der Gemeinderat den Verkauf der Küsnachter Beteiligung in Betracht ziehen würde, wenn es einen Interessenten gäbe. Auch erkundigte sich Amrein danach, ob der Gemeinderat dieser Beteiligung vor kürzerem einer externen Beurteilung unterzogen habe, was die Erkenntnisse daraus seien und ob eine Beteiligung der Gemeinde Küsnacht weiterhin Sinn mache.
«Ein günstiger Zeitpunkt»
Gemeindepräsident Markus Ernst (FDP) beantwortete an der Versammlung die Anfrage. Mit Blick auf einen allfälligen Verkauf der Beteiligung sagte er, dass sich die Frage bisher nie gestellt habe und der Gemeinderat deshalb auch keine entsprechenden Entscheide getroffen habe. Klar sei jedoch: «Ein Verkauf müsste zum Marktwert erfolgen.» Der Marktwert der Spital Männedorf AG, sagte Ernst weiter, werde derzeit überprüft. Dies geschieht im Zusammenhang mit der Intensivierung der bisherigen Zusammenarbeit zwischen dem Spital Männedorf und dem Unispital. Die Gemeinde Küsnacht plane deshalb keine separate externe Überprüfung.
Der Gemeindepräsident verwies ausserdem darauf, dass der Gemeinderat den Aktionärbindungsvertrag bis Ende 2021 verlängert habe. Solange dieser laufe, sei ein Verkauf aus wirtschaftlicher Sicht nicht sinnvoll. Es liege auch kein konkretes Angebot vor, und da sich das Unternehmen gut entwickle und kein Risiko darstelle, dränge sich ein Verkauf nicht auf. Sollte aber dereinst ein Kaufangebot vorliegen oder wenn der Vertrag auslaufe, werde der Gemeinderat die Frage der strategischen Beteiligung erneut prüfen. Gleichzeitig geht die Behörde aber davon aus, «dass die Bevölkerung dem Spital Männedorf nach wie vor eine hohe Bedeutung für die Sicherung der Grundversorgung beimisst».
Hans-Peter Amrein entgegnete an der Gemeindeversammlung nichts auf die Antworten. Auf Anfrage sagt er aber: «Ich bin der Meinung, dass Küsnacht seinen Anteil verkaufen müsste.» Jetzt, wo sich das Unispital beteiligen wolle, sei ein günstiger Zeitpunkt. Der Politiker will das Regionalspital aber nicht schlechtreden. So lobt er Männedorf für seine Onkologieabteilung, die «hervorragende Arbeit leiste». Gleichzeitig befürchtet der Politiker, dass mit der neuen Spitalliste Probleme auf das Spital zukommen könnten. Mit dem Unispital im Boot habe es hingegen bessere Aussichten auf einen Platz auf der Spitalliste 2022.
Die Küsnachter hätten ein anderes Verhältnis zum Spital Männedorf als obere Seegemeinden wie Stäfa und Männedorf, sagt der Kantonsrat zudem. Sie würden sich viel stärker am näher gelegenen Spital Zollikerberg orientieren. (miw/fse)