Politiker warnen vor Verkehrschaos

– Zürichsee-Zeitung, 15.06.18

Mit dem Neubau des Kinderspitals wird der Verkehr im Raum Balgrist zunehmen. Höchst umstritten ist, wie man das Problem lösen kann.

Die drei Kantonsräte Hans-Peter Amrein (SVP, Küsnacht), Marcel Lenggenhager (BDP, Gossau) und Peter Häni (EDU, Bauma) warnen in einer dringlichen Anfrage vor einem drohenden Verkehrskollaps im Raum Balgrist, wenn Ende 2022 das Kinderspital in der Lengg in Betrieb genommen wird.

Der Regierungsrat verweist in seiner Antwort unter anderem auf den Masterplan Lengg. Bei dessen Erarbeitung setzte man sich mit zahlreichen Verkehrsfragen auseinander. So rechnet man tatsächlich damit, dass das Verkehrsaufkommen im Gebiet Lengg bis ins Jahr 2040 um 84 Prozent steigen wird. Für den öffentlichen Verkehr (ÖV) und den motorisierten Individualverkehr (MIV) sieht der Regierungsrat folgende Lösungen:

ÖV: Um das Wachstum zu bewältigen, sei eine substanzielle Erhöhung des Anteils des ÖV am Gesamtverkehr notwendig. Dies will man mit verschiedenen Massnahmen erreichen: Unter anderem mit Taktverdichtungen der Tramlinie 11 oder der Forchbahn.

Zudem soll die Buslinie 77 von der Bleulerstrasse via Klinik Hirslanden zur Haltestelle Bal­grist verlängert werden. Eine neue Buslinie soll von der Haltestelle Balgrist zum Bahnhof Zol­likon verkehren. So will man das Kispi und das Schweizerische Epilepsiezentrum an das übergeordnete ÖV-Netz anbinden. Die Haltestelle Balgrist gilt es für den Fussverkehr aufzuwerten und es wird eine direkte Anbindung an das Teilgebiet Spitalcluster geschaffen.

Keine geeignete Massnahme ist laut Regierungsrat die Tieferlegung der Forchbahn im Raum der Haltestelle Balgrist und eine unterirdische Haltestelle Balgrist. Dies hat er auch schon in der Stellungnahme zu einem Postulat aus dem Jahr 2011 so vertreten. Die Kosten für ein solches Projekt bezeichnete er als erheblich, den Nutzen dagegen als gering.

MIV: MIV-Fahrten sollen begrenzt werden. Wie genau, wird aus der Antwort des Regierungsrats nicht klar. Gleichzeitig will man den Verkehrsknoten Forch-/Lenggstrasse ausbauen. Vorgeschlagen ist eine Lichtsignalanlage. Ausserdem sollen die beiden Strassen im Knotenbereich stadteinwärts auf zwei Spuren erweitert werden.

Den Parkplatz der Universitätsklinik Balgrist will man künftig über die Forchstrasse und nicht mehr über die Lenggstrasse erschliessen.

«Stau in den Köpfen»

Erstunterzeichner Hans-Peter Amrein hält nichts von der Antwort des Regierungsrats. Die Haltestelle Balgrist solle laut Regierungsrat besser erreicht werden, dabei seien vor wenigen Jahren die Unterführungen aufgehoben worden. «Nimmt mich wunder, wie das gehen soll», sagt Amrein. Zudem sei es gar nicht möglich, dass der Verkehrsknoten zwei zusätzliche Buslinien schlucken könne. Erst recht nicht mit einer neuen Lichtsignalanlage. Amrein bleibt dabei: «Es droht das absolute Chaos.»

Die einzig richtige Lösung wäre es aus seiner Sicht, Tram und Forchbahn im Raum Balgrist tieferzulegen. So würde auf der Strasse Kapazität für Blaulichtorganisationen und den MIV geschaffen. Die 60 Millionen Franken wolle man dafür aber nicht ausgeben. «Lieber wollen sie den Carmen-Walker-Späh-Tunnel am Rosengarten für 1,1 Milliarden bauen. Das darf kosten, was es will», sagt Amrein hörbar genervt.

Ohnehin glaubt der SVP-Kantonsrat nicht, dass die Mehrheit der Eltern mit den kleinen Patienten mit dem ÖV zum Kinderspital kommen werden. «Es herrscht nicht nur Stau auf den Strassen, sondern auch in den Köpfen der Verwaltung und der Regierung.»

Patrick Gut