Kantonsräte kritisieren Strassensanierung
Eine «Seldwylerei in Stäfa» nennen es drei SVP-Kantonsräte, weil der Kanton an der Seestrasse Rabatten statt Velostreifen baut. Stimmt nicht, sagt dieser.
Seit Februar wird ein 1,2 Kilometer langes Stück Seestrasse in Stäfa saniert. Der Ersatz des wellig gewordenen alten Belags sowie die Umgestaltung des Fahrbahnrands kosten 4,22 Millionen Franken. Mitte September sind die Arbeiten zwischen der Kreuzung Oberlandstrasse im Dorfzentrum und dem Ortsteil Kehlhof abgeschlossen. So weit läuft alles nach Plan, wie es die Baudirektion des Kantons Zürich im letzten November beschlossen hat.
Nicht nach Plan laufen die Reaktionen aus der Bevölkerung, wie auch Leserbriefe in dieser Zeitung zeigen. Sie bemängeln die fehlenden Velostreifen. Die Verwendung des verbreiterten seeseitigen Trottoirs als Seeuferweg wird als Alibiübung und «Lachnummer» bezeichnet. Die SVP-Kantonsräte Hans-Peter Amrein (Küsnacht), Nina Düsel Fehr (Küsnacht) und Domenik Ledergerber (Herrliberg) heben die Kritik nun auf die politische Bühne. Sie haben eine Anfrage an den Regierungsrat gestellt. Darin lassen sie am Projekt kein gutes Haar.
«Unsinn sofort stoppen»
In der Anfrage heisst es: «Die Bauten machen im Ergebnis (ausser Werkleitungsersatz) überhaupt keinen Sinn, sondern führen einzig und allein, mittels Verengung dieser wichtigen Hauptverkehrsachse, zu einer massiven Beeinträchtigung der Sicherheit und einer Schikane des Verkehrsflusses von Motorfahrzeugen und Velofahrern.»
Konkret entzündet sich der Ärger an einem Punkt: Statt Velostreifen seien Rabatten geplant oder schon gebaut: «Die Verkehrssicherheit aller Verkehrsteilnehmer wird durch die Strassenverengung und die neuen Rabatten massiv beeinträchtigt, und es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis es, resultierend aus diesen Bauten, zu schweren Unfällen kommt!» Amrein und die Mitunterzeichner wollen wissen, welches verkehrsplanerische Konzept «hinter dieser Seldwylerei» steht, und fordern, «diesen Unsinn sofort zu stoppen» sowie die Rabatten zurückzubauen. Der Regierungsrat hat drei Monate Zeit, um auf die Anfrage schriftlich zu antworten.
Bisher überbreite Seestrasse
Die Kritik läuft grossteils ins Leere, wie eine Rückfrage beim kantonalen Tiefbauamt zeigt. Es sei keine Rede von Verzicht auf Velostreifen zugunsten der Rabatten. «Es werden beidseitig Radstreifen markiert», sagt Mediensprecher Thomas Maag. Diese werden in der Normbreite wie üblich mit gelber Strichlinie auf der Strasse eingezeichnet. Zwar werde die Fahrbahn schmaler als zuvor, doch die Breite entspreche dem Standard auf Zürcher Staatsstrassen. «Die Seestrasse war in diesem Bereich bisher überbreit», erklärt Maag.
Die schmalere Fahrbahn geht zugunsten der beiden Trottoirs, die verbreitert werden. Das seeseitige Trottoir wurde verbreitert, um den Ansprüchen eines Seeuferwegs gerecht zu werden. Die mit Rasen begrünten Rabatten ergänzen die Gestaltung, indem sie optisch das Trottoir von der Strasse trennen. Beabsichtigter Nebeneffekt: Die Grünflächen verhindern das wilde Parkieren im Bereich der Villa Sunneschy. Dort sorgen seit vielen Jahren während der Badesaison halb auf dem Trottoir, halb auf dem Radstreifen abgestellte Autos für Ärger und Gefahr. Sie drängen Velofahrer auf die Strassenfahrbahn und gefährden sie wegen plötzlich geöffneter Türen. «Die Rabatten sind daher auch eine bauliche Massnahme zur Erhöhung der Verkehrssicherheit», sagt Maag.
Im Übrigen seien die Arbeiten sechs Wochen im Vorsprung. Deshalb könne die abschliessende Vollsperrung für die Belagsarbeiten schon in der Woche vom 7. bis 14. September stattfinden.