Votum zum Geschäftsbericht der Universität 2015 vom 14.11.2016

Geschätzte Damen und Herren Kantonsräte,

Im Gegensatz zum akademischen Frankreich, wo seit vorletzter Woche und dem Erscheinen des World University Ranking 16/17 des vielbeachteten Hochschulmagazins Times Higher Education hellste Aufregung herrscht – die beste französische Universität – die Ecole Normale Supérieure – findet sich erst auf Platz 66 – schlug die Rückversetzung der Uni Zürich um einen weiteren Platz auf Platz 104 im Top 400 World Reputation Ranking von THE keine hohen Wellen.

Die ungenügenden Bewertungen von Forschung und Lehre durch  THE müssten der Universitätsleitung umso mehr als ein Dorn im Auge sein, als die Zürcher Uni gegenüber vergleichbaren Universitäten in diesen beiden Disziplinen massiv abfällt. Und als Wissenschaftsstandort Zürich ist die ETH – aber sicher nicht die Universität Zürich – auf Augenhöhe mit Boston, San Francisco und London, Herr Rektor Hengartner – so viel zu Ihren Aussagen in einer der diesjährigen Ausgaben der  Sonntagszeitung…

Das akademische Gefälle zwischen ETH und Uni darf nicht kaschiert werden. Die ETH rangiert hervorragend auf Platz 9 des THE,  die Ecole Polytechnique Lausanne hat auch dieses Jahr wieder einen Platz gutgemacht und liegt auf Platz 30. Und die Universität Basel hat sogar 3 Plätze gutgemacht und liegt jetzt auf Platz 98,  – 8! Plätze vor der Uni Zürich.

Der Übertitel eines Tagesanzeigers aus dem Jahre 2013 „ETH top, Uni flop“ gilt leider immer noch….

Zu den im weltweiten Vergleich Top UZH Salären und zu den durch die Uni Zürich ausgerichteten fürstliche Nebenleistungen – genannt Fringe Benefits (dazu die Stichworte Sabbaticals und Doppelkarrieren…) sowie zur Vielzahl von Lehrkräften aus dem nördlichen Nachbarland äussere ich mich heute nicht weiter.

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Erlauben Sie mir dafür einige Feststellungen zu offenen Baustellen, welche den Universitätsrat und das Rektorat beschäftigen müssten:

1. Im Gegensatz zur erfolgreichen EHT ist die Universität Zürich hoffnungslos verpolitisiert – und das muss endlich aufhören!

2. Die Führungsstrukturen entspringen der Mitte des letzten Jahrhunderts.

Wann endlich werden die akademische und betriebswirtschaftliche Führung der Zürcher Alma Mater entflechtet, sehr geehrte Damen und Herren?

Wann endlich erhält die Universität Zürich einen CEO, welcher das Grossunternehmen Uni Zürich nach betriebswirtschaftlichen Grundsätzen führt? Wann endlich kann sich die akademische Führungsspitze der Universität auf das konzentrieren, von dem sie etwas versteht, nämlich auf  Forschung und Lehre?

3. Und wann endlich wird die Universität Zürich nicht weiter nach egalitären Grundsätzen geführ,t sondern sieht sich wieder als das was sie sein muss: eine Kaderschmiede und eine Wirkungsstätte der akademischen Elite?

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Die UZH ist in den vergangenen Jahren in vielen Disziplinen immer mehr zu einer Frauenuniversität mutiert, insbesondere bei den philosophischen Fächern und Teilen der naturwissenschaftlichen Fächer wie Biologie und – ganz bedenklich – bei der Mathematik sowie im Fach Geographie.

Und in den Massenstudienfächern scheinen sich immer mehr Absolventen mit einem Batchelor Titel zufrieden zu geben und geben sich dem Trugschluss hin, mit dem Abschluss eines Grundlagenstudiums sei es getan – Mann oder Frau könne sich jetzt auf den Lorbeeren ausruhen und schnell viel Geld verdienen. Ein paar Jahre später rächt sich das dann brutal…

Noch ein Wort zu den Doktoranden: 70 % kommen aus dem Ausland und in der Mathematik doktorieren fast ausschliesslich nur noch Frauen.

Soviel zum Grundlegenden.

Ich erlaube mir noch einmal auf das Qualitätsmanagement und die Reputation der Universität Zürich zu sprechen zu kommen:

International gibt es für die Geisteswissenschaften keine relevanten Rankings. Ergo werden und wurden von den  7 Fakultäten der Uni nur deren 3 in den von mir vorerwähnten Rankings berücksichtigt.

Die Universitätsleitung müsste sich deshalb überlegen, wie sie die Qualität und die gesellschaftspolitische Relevanz der vier international nicht bewerteten Fakultäten gewährleistet.

Bei der Medizin gibt es Eignungstests. Und wie steht es mit den Massenstudienfächern  Soziologie, Politologie, Psychologie und Erziehungswissenschaften? Ist es nicht Aufgabe einer Universität, dafür zu sorgen, dass Absolventen dieser Leichtgewichts-Disziplinen sich auch Eignungstests unterwerfen müssen, und nicht nach dem Erwerb des Batchelor Titels ihre Studien abbrechen und mehr oder weniger ungewappnet ins Berufsleben einsteigen?

Die Universität Zürich soll sich an den Besten messen, Herr Rektor Hengartner, und nicht – wie auch dieses Jahr – sich dem Selbstlob hingebend, in vielen akademischen Disziplinen einem egalitären Leistungsprinzip frönen.

Eine Wissenschaftliche Hochschule hat die geistige Elite auszubilden und diesen Kernauftrag hat die Universitätsführung in den letzten Jahren zu sehr in den Hintergrund gestellt. Die Quittung dafür hat die Universität Zürich auch dieses Jahr wieder mit der  unbefriedigenden Bewertungen durch Times Higher Education erhalten.

Aufgrund dieser Feststellungen ist es mir leider nicht möglich, dem Jahresbericht 2015 der Universität Zürich zustimmen!