Votum vom 11. November 2013 anlässlich der Debatte zur Ablehnung des Jahresberichtes 2012 der Universität Zürich im Kantonsrat

Sehr geehrter Herr Präsident,
sehr geehrte Frau Regierungsrätin,
geschätzte Damen und Herren Kantonsräte,

Was haben die Universität Zürich und der Fussballclub Sion gemeinsam? Nicht viel, dürfte man annehmen.

Ich denke doch, sehr geehrte Damen und Herren – beide ehemals höchst erfolgreichen Institutionen durchlaufen derzeit eine endogen verursachte-, gravierende institutionelle Krise.

Und es gibt nicht wenige Stimmen, welche nicht von „besseren Zeiten“ sondern vom „freien Fall“ sprechen.

Während Herr Präsident Constantin weiter ungehindert dem Credo „wer zahlt bestimmt“ nachleben darf, stehen Sie, Frau Regierungsrätin und Universitätsratsvorsitzende Aeppli, in der Pflicht!

Die Universität Zürich (UZH) genoss in der Vergangenheit im In- und Ausland ein sehr hohes Ansehen. Sie war immer unter den Top 100 Universitäten in den internationalen Hochschul-Ranglisten zu finden.

Nun ist dem nicht mehr so: die UZH findet sich gemäss dem im vielbeachteten Hochschul-magazin Times Higher Education veröffentlichen, jährlichen internationalen Universitäts-ranking nur noch auf dem 121. Platz.

Bezeichnend für den an Zürich’s Alma Mater herrschenden Jekami-Betrieb sind sowohl die Äusserungen zur Relevanz eines Universitätsrankings durch den zurückgetretenen Rektor auf Seite 8 des heute zur Abnahme stehenden Geschäftsberichtes als auch der Bückling der Universitätsleitung vor der linken Professorenschaft unter der Rädelführerschaft der Professoren Tanner und Sarasin im Falle Ritzmann.

Und nachdem der Kapitän am vergangenen Mittwoch das sinkende Schiff verlassen hat, darf der Züricher Studierendenzeitung entnommen werden, dass sich anfangs letzter Woche – also vor dem Rücktritt des Rektors und hinter dessen Rücken – ein Teil der Prorektoren mit sogenannt „oppositionellen“ Professoren getroffen haben soll.

Wie steht es hier mit der Loyalität an der Universität Zürich, Herr Professor Jarren? Sagen Sie bitte diesem Rat – hatten Sie Kenntnis dieses Treffens oder waren Sie sogar auch dabei?

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Und als wäre der Intrigen, Ränkespiele und Amtsgeheimnisverletzungen nicht genug, welche von gewissen Tageszeitungen und dem Staatsfernsehen in regelmässiger Folge gezielt geschürt und gestreut werden, so sticht dem Leser des Feuilletons der renommierten Frankfurter Allgemeine Zeitung vom Freitag, 1. November auch noch eine institutions-schwächende Geschichte unter dem Titel „Alma Natter – Zürcher Universitätsskandal“, ins Auge.

In ihrer derzeitigen Verfassung – ich zitiere die NZZ vom 31. Oktober – „kann die Universität nicht mehr punkten“.

Frau Regierungsrätin Aeppli:

Sie haben in 20 Minuten eingangs dieser Debatte nicht viel erzählt ausser, dass das Medinzin-historische Institut geschlossen werden soll.

Der Schaden – und es handelt sich um mehr als nur einen Reputationsschaden – ist angerichtet.

Die Universität hat sich der Lächerlichkeit ausgeliefert. An Führungs- und Kommunikations-kompetenz mangelt auf beiden Führungsebenen, sowohl auf Stufe Universitätsrat als auch auf Stufe Rektorat.

Es bedarf zwingend einer institutionellen und personellen Erneuerung der Universität.

Dazu gehören neben einer strikten Trennung von akademischer und operationeller Führung des Tagesgeschäftes der Universität auch längst überfällige personelle Konsequenzen im verpolitisierten Universitätsrat und – sollte sich die Geschichte in der Zürcher Studierenden-zeitung bewahrheiten – die Auswechslung zumindest eines Teils der amtierenden Prorektoren.

Nehmen Sie ihre Führungsrolle endlich wahr und falls sie das weiter nicht tun wollen oder können, Frau Regierungsrätin, so könnte ein sofortiger Rücktritt Ihrerseits als Präsidentin des Universitätsrates ein guter Anfang zur Bewältigung dieses monumentalen universitären Gaus sein!

Setzen Sie ein Zeichen, sehr geehrte Damen und Herren Kantonsräte, und lehnen sie den Geschäftsbericht 2012 der Universität Zürich ab.