Der Küsnachter Hans-Peter Amrein ist bekannt für seine angriffslustigen Auftritte. So präsentiert er sich auch nach den verlorenen Regierungsratswahlen.
Hans-Peter Amrein will sich auch ohne Kantonsrats- oder Regierungsratsamt für die Bevölkerung im Kanton Zürich starkmachen.
Sonntag, 14 Uhr: «Ich habe mein Ziel erreicht», sagt Hans-Peter Amrein (parteilos) selbstbewusst in die Kamera des Zürcher Fernsehsenders Tele Top.
Wenige Minuten zuvor ist der Küsnachter im Amtshaus Walche angekommen. Die ersten Hochrechnungen sind zu diesem Zeitpunkt bereits da. Sie bestätigten, was prophezeit worden war: Alle sieben bisherigen Regierungsrätinnen und -räte halten sich im Amt. Erst an zwölfter Stelle kommt Herausforderer Amrein – trotz eines Wahlkampfs, der seinesgleichen suchte. Experten zufolge investierte der 64-Jährige mindestens eine halbe Million Franken in seine Kampagne.
Das Resultat sei im Bereich seiner Erwartungen, erklärt Amrein gegenüber Tele Top. Mehr sei für ihn angesichts «des Wahlkartells der grossen Verbände und Medienhäuser», dem er gegenübergestanden sei, nicht möglich gewesen.
Immer wieder äusserte der Küsnachter im Wahlkampf den Vorwurf, er werde gezielt ignoriert und ungerecht behandelt. Aus diesem Grund mag er zunächst auch dieser Zeitung keine Auskunft zu seinem Abschneiden geben.
Abseits des Rummels
Während die meisten Politikerinnen und Politiker gemeinsam mit den rund 170 Medienschaffenden in den Gängen und Sitzungszimmern des Amtshauses auf die definitiven Ergebnisse der Regierungsrats- und Kantonsratswahlen warten, hat sich Hans-Peter Amrein gemeinsam mit «einem Mitarbeiter» in eine Fensternische im Erdgeschoss, fernab von jeglichem Trubel, verzogen.
Hier arbeiten die beiden Männer bereits an einer Medienmitteilung. «Es geht weiter. Nein, das ist zu wenig stark. Es geht mit voller Kraft weiter», diktiert Amrein gestenreich.
Die grosse Ankündigung
15 Uhr: Die Katze ist aus dem Sack. In der soeben versandten Medienmitteilung kündigt Hans-Peter Amrein an, in den nächsten Monaten eine Stiftung für Freiheit und Transparenz im Kanton Zürich gründen zu wollen, «welche sich aktiv für das Wohl unserer Bürgerinnen und Bürger und gegen herrschende Missstände einsetzt».
Daneben bedankt sich der Küsnachter bei all seinen Wählerinnen und Wählern. Gezeichnet ist die Mitteilung mit «Hans-Peter Amrein, alt Regierungsratskandidat und amtierender Kantonsrat».
Den Zürichsee im Blick
16 Uhr: Langsam verdichten sich auch die Ergebnisse der Kantonsratswahl. Als Gewinnerin kristallisiert sich die SVP heraus. Das bekommt auch Hans-Peter Amrein mit. Noch immer hält sich der Küsnachter abseits des Medienrummels auf.
Vergangenen Mai, wenige Tage nachdem die SVP-Parteileitung den Herrliberger Domenik Ledergerber als neuen Präsidenten vorgeschlagen hatte, ist Hans-Peter Amrein aus der SVP Zürich ausgetreten.
Dennoch greift Amrein jetzt zum Telefon und sucht den Kontakt zu ehemaligen Parteikollegen am Zürichsee. Gross ist seine Freude, als er vom Erfolg der Meilemerin Marion Matter erfährt. Die Ehefrau von Nationalrat Thomas Matter hat sich vom sechsten Listenplatz auf den dritten nach vorne gekämpft und wird neu in den Kantonsrat einziehen. «Marion Matter ist eine der menschlich tollsten Menschen, die ich kenne», sagt ein jetzt deutlich auskunftsfreudigerer Amrein gegenüber dieser Zeitung. Er gönne ihr den Erfolg von Herzen.
Ambitionen auf Nationalratsamt?
Amrein selber wird Ende April nach zwölf Jahren aus dem Kantonsrat ausscheiden und zieht eine positive Bilanz: «Ich war der erfolgreichste Kantonsrat. Das sieht man nicht zuletzt an der Anzahl Vorstösse, die ich lanciert habe.»
Fehlen werde ihm das Amt nicht – umso mehr, als er der Politik definitiv erhalten bleiben werde. «Ich bin ein Animal politique, ich werde mich weiter aktiv für die Bevölkerung auf kommunaler, kantonaler und nationaler Ebene einsetzen.»
Nächster Halt Bundesbern also? «Man wird es sehen», antwortet der Küsnachter mit vielsagendem Grinsen. Kurz darauf verlässt er das Amtshaus in Begleitung seiner Ehefrau, noch bevor die definitiven Ergebnisse dieses Wahlsonntags vorliegen.