Votum zum Jahresbericht 2016 der Evangelisch-Reformierten Landeskirche

Morgen-Sitzung des Kantonsrates vom 30.11.2017

Sehr geehrte Frau Präsidentin,
sehr geehrte Vertreter der Zürcher Landeskirchen,
geschätzte Damen und Herren Kantonsräte,

erlauben Sie mir als gläubiger Protestant und mit – meiner Firma – Zwangsbesteuerter einige Worte zu meiner ehemaligen Kirche, der Reformierten Kirche des Kantons Zürich zu verlieren.

Ich schliesse ausdrücklich die anderen, heute in diesem Rate vertretenen Landes-Kirchen, nicht in mein Votum ein!

Einer Medienmitteilung des Statistischen Amtes vom 7. Februar entnehme ich folgendes, ich zitiere:

„ Zürcher Bevölkerung erneut kräftig gewachsen. Ende 2016 zählte der Kanton Zürich 1‘482‘003 Einwohner. Damit hat die Bevölkerungszahl im Laufe des vergangenen Jahres um 1.3 Prozent zugenommen. Und weiter: Grosse Landeskirchen verlieren Mitglieder. Ende 2016 war die Bevölkerung zu 29.6 Prozent evangelisch-reformiert. Die evangelisch-reformierte Landeskirche hat innert Jahresfrist rund 5‘700 Mitglieder verloren, vor allem durch Sterbefälle und Austritte.“            Ende Zitat

 

Dem reformierten Kirchenboten und der Presse mussten im Verlaufe des vergangenen Jahres und der vergangenen Monate etwa folgende Schlagzeilen entnommen werden, ich zitiere wieder:

Der Zürcher Kirchenrat wird politischer (reformiert Info, 26. 2.16)

Der Kirchenrat will politischer werden (Kirchenbote, März 2016)

Aufstand der Pfarrer – das kirchliche Engagement gegen die Unternehmenssteuer III ärgert die Wirtschaft (NZZ am Sonntag, 25. Dezember 2016)

Dübendorfer Pfarrerin kämpft gegen Donald Trumps Evangelium (Tagesanzeiger, 17. Februar 2017)

Der bittere Nachgeschmack – Zum Sonntag von Pfarrer Michael Wiesman, Uetikon (Zürichsee-Zeitung, 30 September 2017)

Spekulieren mit Gottes Häusern (Tagesanzeiger, 30. Oktober 2017)

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Eine von den beiden grossen Landeskirchen und vom Kanton in Auftrag gegebene und von Professor Dr. Thomas Widmer und Mitarbeitern vom Institut für Politikwissenschaften an der Universität Zürich erstellte Kirchen-Studie beleuchtet nur die eine Seite der kirchlichen Arbeit, sehr geehrter Herr Kirchenratspräsident Müller.

Auf der Kehrseite sind die von Seiten von Vertretern und Angestellten der evangelisch-reformierten „Landeskirche“ seit Jahren fortdauernd verlauteten gesellschaftskritischen Äusserungen, welche dann noch ganz besonders trivial wirken, wenn sie von ausländischen, meist deutschen Pfarrangestellten und im Rahmen von Abstimmungskampagnen und Wahlkämpfen gemacht werden…

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Muss sich eine Mehrheit der Stimmenden und eine noch eine grössere Mehrheit von Steuern-Zahlenden im Kanton Zürich von einem Zürcher Pfarrer als Geizkragen und Neider beschimpfen lassen und das ausgerechnet in einer Kirchengemeinde und von der Landeskirche, deren Steuersubstrat und Mitgliedschaft stetig am meisten schrumpft?

Und sie schrumpft, weil viele Gläubige und ehemalige Mitglieder genug von der Einmischung der Kirche in die Politik haben.

Viele dieser ehemaligen Kirchenmitglieder waren nicht mehr bereit, offen als politischer Gegner auftretenden und missionierenden Kirchenangestellten auch noch deren Lohn zu finanzieren?

Die Kirche hat nichts in der Politik verloren.

Ich persönlich rate ihnen sehr, sehr geehrter Herr Müller, sich dafür zu verwenden, dass ihre Kirche – solange sie nicht vom Staate getrennt ist oder wird –

  1. Sich wieder auf die Vertretung der in unserer Verfassung verankerten Grundwerte konzentriert,
  2. Wieder dem erfolgreichen Motto nachlebt, welches lautet „alle Kirchenmitglieder sind gleich“
  3. und sich politischer Neutralität verpflichtet.

 

Geschieht dies nicht, werden diejenigen Stimmen im Kanton Zürich wieder lauter, welche die Trennung von Kirche und Staat verlangen.

Und das wäre verdammt schade!

Und es nähme es mich dann auch wunder, wer für die grösstenteils fürstlichen Löhne der höheren Angestellten der reformierten Kirche aufkommen würde?